Nullachtfünfzehnklassenräume oder pädagogisch wertvolle Farbwände
- 17. Juni 2019
von Ulrich Poessnecker
Der Gedanke verdichtet sich zur Gewissheit, Schüler und auch Lehrer verbringen immer mehr Zeit in der Schule. Ob das 100 Jahre alte Hauptgebäude der Elly-Heuss-Schule seine Aufgabe im Sinne guter Architektur erfüllen kann, das mag jeder für sich entscheiden. Ein mächtig schöner Bau freilich, an dessen schwermütigem Gleichmut der Schülerlärm von Jahrzehnten locker abgeprallt ist. Tritt man hinein in die Innenwelt des ergrauten Schulbaus, sind Gänge und Wände eher wenig einladend. Sparsame Zweckmäßigkeit mit System statt der erhofften Pracht eines bildenden, prägenden Ortes der heranwachsenden Jugend. Aber auf der Titelseite des Programms jeder Schule steht doch ganz sicher das Wort „Zukunft“?!
Was Lehrer jungen Menschen heute alles beibringen sollen, um sie für die Zukunft gut vorzubereiten, dies wird eifrig in der Gesellschaft diskutiert. Was ist wohl für die Schüler interessant und vor allen Dingen lebensrelevant? Man stelle sich die Schule als eine Quelle der Inspiration vor. Neue Vorstellungen, Ideen, Wissen und unvorhergesehene Begegnungen erfüllen die Herzen der Schüler. Doch das heißt, lange verweilen zu können an diesem Ort, in seiner Klasse, bei seinen Mitschülern, umgeben von Schulwänden.
Und hier wird der Raum zum Pädagogen. Weil er nämlich seine Bewohner und Besucher beeinflusst. Unsere Gedanken dazu sind schnell formuliert: Nein, ohne Schönes können oder wollen wir nicht leben. Schönheit, eine dem Menschen zugeneigte Kulisse, ist unserer Seele angenehm. Also machten wir, die Kunst AG, uns einen Raum zu eigen. Mit liebevollen Bildentwürfen, Pinseln, rhythmischen Konturen und der Wärme der Farbe rückten wir einer schon fast nicht mehr wahrgenommenen Tristesse zu Leibe. Die Kunst-AG renovierte in diesem Schuljahr den Kunstraum 303, wir taten Nützliches um des Schönen willen.